2019 feiert Regisseurin Nora Fingscheidt mit dem Drama Systemsprenger ihren Durchbruch. Es regnet - sprichwörtlich - Lob und Preise, darunter acht Auszeichnung beim Deutschen Filmpreis.

Nach der Weltpremiere im Rahsmen der diesjährigen Berlinale startet am 05.12.2024 mit The Outrun der neue Film der Regisseurin in den deutschen Kinos. In der Hauptrolle: die mehrfach Oscar-nominierte Schauspielerin Saoirse Ronan. FluxFM-Filmexperte Ron Stoklas stellt den Film vor.

"The Outrun" - worum geht es?

Orkney, ein Archipel an der schottischen Nordküste. Von hier stammt Rona, dargestellt von Saoirse Ronan. Diese hat der Inselgruppe vor mehr als zehn Jahren den Rücken gekehrt und in London ein neues Leben gestartet - wilde Partys und Alkoholexzesse inklusive. Trinkt sie, verwandelt sie sich die eigentlich schüchterne Frau in eine hemmungslose, aggressive Person. Die Folge ist ein Entzug, der Rona zurück in ihre Heimat führt und mit ihrer Vergangenheit und Sucht konfrontiert.

FluxFM-Kritik: Ein bewegender Film über innere Zerrissenheit

© STUDIOCANAL / The Outrun Ltd., Roy Imer — Trinkt Rona, wird sie zu einem anderen Menschen. STUDIOCANAL / The Outrun Ltd., Roy Imer

The Outrun erzählt die Geschichte einer innerlich zerrissenen Person. Rona glaubt nicht, dass sie ohne Alkohol glücklich sein kann. Auf zerstückelte Weise blickt der Film auf ihr Leben. Immer wieder werden Episoden aus ihrer Kindheit, ihrem Partyleben und ihrer Beziehung eingeschoben. Angelehnt an die Buchvorlage, erklärt sich auf diese Weise nach und nach ihre Zerrissenheit, wie Regisseurin Nora Fingscheidt erzählt.

“Man springt in Gedanken vor und zurück. Man ist irgendwie im jetzt und gleichzeitig hängt man in der Vergangenheit fest und denkt über die Zukunft nach. Und das wollte ich irgendwie erhalten. Diese Freiheit, dieser inneren Reise der Heilung, die erzählt wird. Und gleichzeitig symbolisiert es eben auch am Anfang ihre Verlorenheit. Sie ist auf Orkney, aber irgendwie ist sie auch nicht da und ist relativ konfus und verwirrt. Und je mehr der Film voranschreitet und Rona zur Ruhe kommt, umso mehr kommt auch die Filmerzählung zur Ruhe." - Regisseurin Nora Fingscheidt im Gespräch

Basierend auf den Memoiren der schottischen Autorin Amy Liptrot wurde an persönlichen Schauplätzen auf den Orkney-Inseln gedreht. Darunter ein Caravan, in dem Liptrots Vater noch heute lebt, und die Outrun genannte Weidefläche auf dem elterlichen Hof. Diese persönliche Note macht den Film laut Hauptdarstellerin Saoirse Ronan noch authentischer.

"Yeah, I mean, it was a gift. Honestly. Go into a place and feel a real sort of reverence towards it, and to feel the weight of the fact that this was a real story. I think by shooting in these real locations, that was a reminder to us, constantly, that we have this responsibility to this real family, you know. And what they have been through. And we couldn’t ever take that for granted." - Hauptdarstellerin und Produzentin Saoirse Ronan im Gespräch

Schauspielerisch überzeugt Saoirse Ronan. Ihre 100-prozentige Hingabe für das Projekt ist spürbar - passenderweise hat die irische Schauspielerin den Film auch produziert. Zudem gelingt es Regisseurin Nora Fingscheidt den heiklen Spagat zwischen Selbstfindung und alkoholischer wie sozialer Selbstzerstörung darzustellen - und das ohne von oben herab auf die Suchtkrankheit zu blicken.