Das Soziale Rezept – Projektleiter der Charité Prof. Dr. med. Wolfram Herrmann | FluxFM Interview
Mehr als nur Medizin: Wie das Soziale Rezept Europas Gesundheitsversorgung verändern könnte
22.04.2025
Ein Rezept bedeutet in der Regel: ab zur Apotheke oder zur Therapie. Doch was, wenn die Ursachen für Beschwerden nicht nur körperlich oder psychisch, sondern sozial bedingt sind – etwa durch Einsamkeit, finanzielle Sorgen oder Probleme im Alltag?
Genau hier setzt das Konzept des Sozialen Rezepts an, das seit 2014 in England entwickelt wird. Es richtet sich an Menschen mit sozialen Belastungen und bietet ihnen nicht-medizinische Unterstützung – etwa durch Freizeitangebote, Beratungsstellen oder Selbsthilfegruppen. Vermittelt werden sie durch sogenannte Link Worker, die Betroffene gezielt an passende Unterstützungsmöglichkeiten in ihrer Umgebung vermitteln.
Unter der Leitung der Charité läuft nun das europaweite Forschungsprojekt für die nächsten 5 Jahre, das die Wirksamkeit des Sozialen Rezepts insbesondere bei vulnerablen Personengruppen untersucht - darunter ältere alleinlebende Menschen, LGBTIQ-Personen sowie Geflüchtete & Einwanderer*innen der ersten Generation.
Prof. Dr. med. Wolfram Herrmann leitet das europäische Social-Prescribing-Projekt, das von der EU mit 6,9 Millionen Euro gefördert wird und an dem 22 europäische Einrichtungen beteiligt sind. In Deutschland wird das Konzept im Rahmen eines Pilotprojekts getestet. Ob es sich hier langfristig etablieren kann, ist noch offen – und wenn, dann wohl nicht vor 2030.