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"Trump ist der größte Verlierer" – DIW-Präsident Marcel Fratzscher über Zölle, Machtspiele und Risiken für Deutschland

Der Wirtschaftsprofessor im Gespräch über globale Abhängigkeiten, politische Machtspiele – und warum Europa jetzt enger zusammenrücken muss.

09.04.2025 Katia Berg, Sascha Schlegel

Die USA eskalieren den wirtschaftspolitischen Kurs: Massive Zölle auf Produkte aus aller Welt sollen die heimische Wirtschaft schützen – so das Kalkül. Doch laut Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), wird dieser Plan ins Leere laufen. In einem ausführlichen Gespräch erklärt der Ökonom, warum Donald Trumps Politik nicht nur international für Unruhe sorgt, sondern den USA selbst am meisten schaden dürfte.

"Trump macht einen historischen Fehler, weil er sich die gesamte Welt zum Gegner macht", sagt Fratzscher. Die neuen Zölle träfen vor allem einkommensschwache Amerikaner – ausgerechnet Trumps eigene Wählerschaft. Die Idee, sich durch Abschottung wirtschaftlich zu stärken, hält Fratzscher für gefährlich und überholt. Denn: "Der Rest der Welt finanziert den US-Konsum – nicht umgekehrt."

Für Deutschland als Exportnation hat diese Entwicklung Konsequenzen. Zwar seien die unmittelbaren Effekte noch überschaubar – die Preise in Deutschland dürften vorerst kaum steigen. Doch mittel- und langfristig sieht Fratzscher klare Risiken: "Unser Wirtschaftsmodell beruht auf offenen Märkten. Wenn die Idee des freien Handels kippt, brauchen wir ein starkes Europa mehr denn je."

Auch gegenüber der neuen Bundesregierung formuliert der Ökonom eine klare Forderung: "Deutschland muss aufhören, Europa als Belastung zu sehen. Europa ist unsere größte Stärke – wirtschaftlich und sicherheitspolitisch."

Ob die EU in der Lage ist, geschlossen zu reagieren, bleibt offen. Doch Fratzscher ist überzeugt: Nur ein selbstbewusstes Europa kann Donald Trump Grenzen aufzeigen – und dabei seine eigene Position in der Weltwirtschaft sichern.