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Der Tag der Tränen: die Befreiung des KZ Sachsenhausen | Berliner Schnipsel

80 Jahre später erinnern wir an die Befreiung des KZ Sachsenhausen – und an die, die es nicht mehr geschafft haben.

22.04.2025 Matti Geyer

Am 22. April 1945 erreichen polnische und sowjetische Truppen das Konzentrationslager Sachsenhausen bei Oranienburg. Unter ihnen: Bernhard Storch, jüdischer Soldat der 1. Polnischen Armee. Für ihn ist es ein Tag, der sich tief in sein Gedächtnis brennt – trotz allem, was er zuvor bereits gesehen hat. Denn in Sachsenhausen trifft er erstmals nicht nur auf die Spuren des Schreckens, sondern auf Überlebende.

Er berichtet später von Frauen in katastrophalem Zustand, von Tränen und Ungläubigkeit – und von einem Moment, der alles verändert: „Als ich den Häftlingen sagte, dass ich jüdisch bin, hörte man nur noch Weinen.“

Doch es ist nur ein Bruchteil der ursprünglich über 36.000 Häftlinge, die Bernhard Storch noch antrifft. Die SS hatte bereits am Vortag einen sogenannten Todesmarsch begonnen: 33.000 Gefangene – ausgehungert, entkräftet, verletzt – werden zu Fuß Richtung Nordwesten getrieben. Bis zu 40 Kilometer täglich, ohne Nahrung, bei nasskaltem Wetter. Wer nicht mehr kann, bleibt liegen. Wer stehenbleibt, wird erschossen.

Häftlinge berichten von Kindern, die sie mit Steinen bewerfen, und von einer alten Frau in Neuruppin, die ihnen Wasser reicht – nur, um von der SS brutal zurückgestoßen zu werden. Es sind diese kleinen Momente der Menschlichkeit, die sich den Überlebenden ebenso tief einprägen wie das Leid.

Am 1. Mai 1945 endet der Todesmarsch – die SS flieht, sowjetische und amerikanische Truppen befreien die letzten Überlebenden. Von den ursprünglich 33.000 Häftlingen sind da nur noch rund 18.000 übrig.

In dieser besonders bewegenden Folge der „Berliner Schnipsel“ erinnert FluxFM-Redakteur Matti Geyer an die Befreiung des KZ Sachsenhausen vor 80 Jahren – und an die Stimmen der Überlebenden.

In den kommenden Tagen finden in Sachsenhausen mehrere Gedenkveranstaltungen statt. Ein besonderer Moment: Am 3. Mai spricht der 93-jährige Überlebende Bogdan Bartnikowski vor Ort. Die Anmeldung läuft noch bis zum 24. April unter sachsenhausen-sbg.de.