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Marcel de Groot von der Schwulenberatung Berlin beim Besuch in der FluxFM-Redaktion. FluxFM / Ron Stoklas

Queere Grabstätte in Berlin geplant | Marcel de Groot von der Schwulenberatung im Interview

Bis Ende 2025 soll auf dem Alten St. Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg die Grabstätte für die queere Community entstehen

17.03.2025 Ron Stoklas

In Berlin-Schöneberg soll bis Ende 2025 ein Ort entstehen, der die queere Community im Leben und Tod verbindet. Diesen Plan verfolgt die Schwulenberatung Berlin. Die Beratungsstelle arbeitet an der Umsetzung der Grabstätte für die queere Szene auf dem Alten St. Matthäus-Kirchhof.

Im Gespräch mit FluxFM-Moderator Ron Stoklas hat Marcel de Groot, der Geschäftsführer der Schwulenberatung, erzählt, wie die Idee entstanden ist:

"Die Idee ist letztes Jahr aufgekommen, als bei uns zwei Leute verstorben sind, wo die Familien mit der Beerdigung überfordert waren. Wir haben viel zu tun mit Leuten, die wenig Kontakt zur Familie haben. Mit Leuten, die trans sind, wo die Familie das nicht akzeptieren will oder kann. Und die dann verstorben sind und plötzlich sind die weg vom Fenster, um es böse zu sagen. Weil wir als Einrichtung keine rechtliche Vertretung für die Menschen machen können. Und die Leute irgendwo beerdigt wurden. Und da haben wir gesagt, da müssen wir was ändern." - Marcel de Groot

Marcel de Groot: "Wir wollen dem Leben mehr Wert geben"

Das Ziel sei eine zentrale Anlaufstelle und Grabstätte für die gesamte Community zu erschaffen.
Dabei geht es der Schwulenberatung gezielt um die Menschen, die sie betreut. Für viele ist der Kontakt zur ursprünglichen Familie nicht einfach. Etwas, was laut Marcel de Groot auch ihre Sicht auf den Wert ihres Lebens trübt.

"Plötzlich stehen sie vor der Frage, was ist mit mir, wenn ich gestorben bin. Und man merkt, dass die Leute dann sagen: Ist mir egal. Weil ihr Leben haben viele, muss ich leider sagen, als minderwertig empfunden. Diese lebenslange Diskriminierung oder das Außenseiter-Dasein, spielt bei vielen eine große Rolle, die dann sagen: Das zählt für mich sowieso nicht. Wir wollen dem Leben mehr Wert geben, indem wir sagen: Nach dem Tod kannst du dich entscheiden für diese Grabstätte."- Marcel de Groot

Laut Marcel de Groot soll die Grabstätte auf dem Alten St. Matthäus-Kirchhof rund 30 Quadratmeter groß werden. Damit bietet diese Platz für rund 100 Menschen, die dort beerdigt werden können. Bevor die Community dort ihre letzte Ruhe findet, muss der Ort aber hergerichtet werden. Dabei geht es unter anderem um eine Friedhofsmauer, die wieder aufgebaut werden muss, aber auch um die Neugestaltung des Ortes selbst. Zudem soll ein digitalen Gedenkbuch angelegt werden.

Queere Grabstätte für Berlin - Kostenpunkt rund 160.000 Euro

Maßnahmen, die ins Geld gehe. Geschätzte 160.000 Euro müssen investiert werden. Während es laut de Groot bereits Kontakt zu ein paar Stiftungen gibt, die eventuell unterstützen, rechnet die Beratunsstelle nicht mit Hilfe durch die Stadt Berlin. Daher haben sie eine Spendenkampagne gestartet.

Wenn alles gut läuft, so sagt es Marcel de Groot, können Ende 2025 die ersten Beisetzung auf dem Gelände der queeren Grabstätte durchgeführt werden.

Das komplette Gespräch mit Marcel de Groot wurde erstmals am 12.03.2025 im FluxFM-Programm ausgestrahlt. In voller Länge findet ihr es oben auf dieser Seite.