"Die Saat des heiligen Feigenbaums" | Breitbild
Der deutsche Oscar-Beitrag für 2025 liefert eine kraftvolle wie erschütternde Geschichte
Zum Jahresende startet mit Die Saat des heiligen Feigenbaums (VÖ: 26.12.2024) nicht nur der deutsche Oscar-Beitrag für 2025 - der es jüngst auf die Shortlist in der Kategorie "Bester Internationaler Film" geschafft hat - in den Kinos. Der Film des iranischen Filmemachers Mohammad Rasoulof liefert einen radikalen und schonungslosen Blick auf das autoritäre System seiner Heimat und dessen Einfluss.
"Die Saat des heiligen Feigenbaums" - worum geht es?
Teheran im September 2022. In jener Zeit spielt Die Saat des heiligen Feigensbaums. Anhand der Familie des streng gläubigen Juristin Iman werden die Auswirkungen der Proteste gegen die autoritäre Regierung beleuchtet. Dieser wird zum Ermittlungsrichter am Revolutionsgericht befördert und soll ohne großes Hinterfragen Regime-Kritiker*innen verurteilen - auch zum Tod.
Seine Teenie-Töchter sympathisieren jedoch mit den Protesten - und hinterfragen das autoritäre System ihrer Heimat. In der Folge spannt sich ihr Verhältnis an. Iman projiziert die Regeln und Normen des Regimes auf seine Familie. Als die Dienstwaffe des Vaters verschwindet eskaliert die Situation...
FluxFM-Kritik: Ein faszinierender wie erschütternder Film
Nicht nur die Story von Die Saat des heiligen Feigensbaums ist faszinierend, auch die Entstehungsgeschichte. Wenn es nach den Machthabern im Iran geht, dürfte es den Film nicht geben. Regisseur Mohammad Rasoulof gilt als Regimegegner, wurde mehrfach für seine Werke verurteilt. Inspiriert für die Geschichte der zerrissenen Familie hat den 51-jährige ein Gespräch mit einem Gefängnismitarbeiter, als er selbst inhaftiert war.
"Er sagte mir, dass es ihm leidtue, Menschen wie mich im Gefängnis zu sehen, und er sich für die Situation schäme. Dass er jeden Tag, wenn er ins Gefängnis fährt, hoch blickt und sich fragt, wann er dort selbst aufgehängt wird. [...] Dann sagte er, dass seine Kinder ihn fragen, was er im Gefängnis eigentlich tut, warum er die Menschen unterdrückt und so viele tötet." - Mohammad Rasoulof
Die Produktionsgeschichte gleicht einem Spionagethriller. An rund 70 Tagen wurde meist im Verborgenen gedreht. Das Rohmaterial wurde über die Grenze bis nach Hamburg geschmuggelt, wo der Film fertiggestellt wurde. Rasoulof , der während der Dreharbeiten von einer erneuten Gefängnisstrafe erfuhr, überquerte nach Beendigung der Produktion die iranische Grenze, nachdem das Berufungsgericht das Urteil bestätigt hatte. Trotz aller Gefahren und dem Wissen, vom Regime verfolgt und beobachtet zu werden, war es infolge der Proteste laut Rasoulof aber leichter Schauspieler*innen zu finden, die mutig gegen das autoritäre System in seinem neuen Film anspielen wollten.
"Nach der Bewegung sagten mir viele, dass sie gerne dabei sein möchten, wenn ich ein Neues beginnen würde. Viele Frauen beschlossen, nicht mehr mit obligatorischem Hijab vor die Kamera zu treten. Dieses Verlangen, sich der Zensur zu widersetzen, war sehr stark geworden. So konnte ich leichter Menschen finden, die bei solchen Projekten dabei sein wollten." - Mohammad Rasoulof
Die fiktiven Bilder des Films werden durch echte Aufnahmen ergänzt - Clips aus sozialen Netzwerken und Newsmeldungen. Damit ist er auch ein wertvolles Zeitdokument. Mehr noch: Die Saat des heiligen Feigenbaums ist ein faszinierender, kraftvoller und erschütternder Beitrag über ein autoritäres System, das keine Kritik erlaubt.
Mehr Kino im FluxFM-Programm
Film: Die Saat des heiligen Feigenbaums | Kinostart: 26. Dezember 2024 | Altersfreigabe: FSK 16 | Länge: 168 Minuten | Regie: Mohammad Rasoulof | Drehbuch: Mohammad Rasoulof | Cast: u.a. Missagh Zareh, Soheila Golestani, Mahsa Rostami, Setareh Maleki
Das Breitbild zu "Die Saat des heiligen Feigenbaums" wurde erstmals am 25. Dezember 2024 im FluxFM-Programm ausgestrahlt.