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Der kleine Berliner Straßenführer

Alice-und-Hella-Hirsch-Ring

02.01.2023

Spazieren gehen an der Rummelsburgerbucht. Mach ich viel zu selten. Frische Luft, bisschen Wasser und schicke Buden von gut verdienenden Menschen. und hier ist ein Park. Im Alice-und-Hella-Hirsch-Ring. Was hat es wohl mit den beiden auf sich?

„Nein! Nein! Nein!“ ist an Hauswände in ganz Berlin gepinselt. Die Farbe versteckt Hella Hirsch unter ihrem Mantel – Sie darf damit auf keinen Fall erwischt werden. Zusammen mit ihrer kleinen Schwester Alice und weiteren Mitgliedern der jüdisch-kommunistischen Widerstandsgruppe Herbert-Baum hat sie die Parole angestrichen. Es ist ein politisches Zeichen gegen das NS-Regime und eine von vielen Aktionen, bei der sie ihr Leben aufs Spiel setzen. 1939 treten die Schwestern dem Widerstand bei – Da sind sie grade erst 16 und 18 Jahre alt. Sie verteilen Flugblätter, tauschen sich im Geheimen über Solidarität, Klassenkampf und Literatur aus. Mit ihrem Hungerlohn aus der Zwangsarbeit helfen sie der Finanzierung des Widerstands. Lange fliegen sie unter dem Radar. Doch dann wird Hella 1942 bei der Arbeit von der Gestapo verhaftet. Nach einem 2-wöchigen Verhör wird sie zum Tode verurteilt. Ihre jüngere Schwester nimmt sie in Schutz. Deshalb bekommt Alice eine mildere Strafe: 3 Jahre Zuchthaus. Doch nicht mal 1 Jahr ihrer Strafe vergeht, da wird sie nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Unglaublich, wie viel Geschichte hinter so einem kleinen Straßenschild steckt. Ich seh die Schilder immer nur als Navigationsmittel. Lohnt sich dann aber immer wieder, die Namen nachzuschlagen.