Mac Miller - Balloonerism | Feature
Die Legende stirbt nie
Mehr als sieben Jahre ist es her, dass die Musikwelt einen schmerzlichen Verlust hinnehmen musste. Am 7. September 2018 stirbt Malcolm James McCormick alias Mac Miller mit 26 Jahren an einer Überdosis Kokain, Fentanyl und Alkohol.
Trotz seines viel zu frühen Tods, prägt die vielseitige Diskographie des US-Musikers Fans und andere Künstler*innen bis heute. Und das nicht nur, weil seine Songs auf Instrumentalebene unglaublich vielseitig sind. Jede*r findet sich in irgendeinem Thema der Alben von Mac Miller wieder. Sei es die unbeschwerte, sorgenfreie Jugend auf "Kids" von 2010, die große Liebe auf "The Divine Feminine" von 2016 oder Introspektion und Sterblichkeit auf dem posthumen Album "Circles" von 2020.
Letzteres ist zum selben Zeitpunkt wie die Platte "Swimming" entstanden, welche gut einen Monat vor Millers Tod herausgekommen ist. Deswegen entschied sich seine Familie, dieses Album noch zu veröffentlichen. Und seine Fans blieben in der Überzeugung zurück, dass "Circles" die letzte neue Musik ist, die sie von Mac Miller zu hören bekommen werden - bis zum 21. November 2024.
Gerade findet das jährliche, von Tyler, The Creator ins Leben gerufene Musikfestival Camp Flog Gnaw Carnival statt. Kurz vor dem Auftritt von Tyler selbst, flimmert auf einmal ein Trailer über die Leinwand hinter der Mainstage und kündigt offiziell das Album "Balloonerism" für den 17. Januar 2025 und das damit vielleicht letzte Kapitel Mac Millers an.
Die Familie von Mac Miller äußert sich wie folgt zum Album:
"Wir glauben, dass 'Balloonerism' nicht nur Malcolms musikalische Vielseitigkeit widerspiegelt, sondern auch seinen mutigen kreativen Geist. Da inoffizielle Versionen des Albums seit Jahren durchs Netz geistern und Malcolm immer wieder betont hat, wie wichtig ihm eine Veröffentlichung ist, hielten wir es für angebracht, der Welt eine offizielle Version des Projekts zu präsentieren. Mit großer Freude können wir nun verkünden: 'Balloonerism' wird am 17. Januar 2025 veröffentlicht."
Was viele eingefleischte Fans schon längst wissen, lässt sich aus dem Statement rauslesen: "Balloonerism" ist kein neues Album, das aus irgendwelchen B-Seiten und Demos lieblos zusammengeklebt wurde.
Während Mac Miller sein Mixtape "Faces" schreibt, das er 2014 als kostenlosen Download veröffentlicht, entstehen weitere Songs die nun das Album "Balloonersim" ergeben. Der Rapper aus Pittsburgh hatte die Intention, auch diese Songs zu veröffentlichen, doch fokussierte er sich nach seinem Abgang vom Independent Hip Hop-Label Rostrum zu Warner Music darauf neue Songs zu schreiben, anstatt altes Material zu veröffentlichen.
Produziert wurde die Platte von Mac Miller selbst unter seinem Pseudonym Larry Fisherman und seinem guten Freund und Musiker Thundercat.
Und was gibt das neue, alte Album "Balloonerism" von Mac Miller jetzt her?
Das Album zeigt Mac Miller von seiner deutlich experiementelleren Seite - vor allem in Vergleich zu der Musik, die zu dem Zeitpunkt von ihm veröffentlicht wurde. Direkt zum Einstieg erklingt erst ein 30-seküdiges Tambourin-Intro, bevor der zweite Track "DJ's Chord Organ" eine Minute lang ominöse Orgelakkorden heraufbeschwört, die starke Gorillaz Vibes versprühen. Auf dem Song zu hören ist auch Weltstar SZA, die damals circa 24 gewesen sein dürfte.
Trotz der vielen Experimente wird vor allem Millers Liebe zu Jazz und Soul auf "Balloonersim" deutlich. Thundercat, der selbst einer der prägendsten Funk- und Soulmusiker*innen der vergangenen Jahre ist, kurbelt mit seinem fantastischen Bassspiel diese Vernarrtheit Millers nochmal an. Erstaunlich ist auch, dass Mac Miller die Drums auf dem Album komplett alleine eingespielt hat.
Inhaltlich setzt sich "Balloonerism" viel mit Drogen auseinander. Das Thema wird von Mac Miller aber nicht glorifiziert: stattdessen ist eher schonunglos ehrlich mit seinem Konsum und welche Konsequenzen diese Abhängigkeit für ihn haben. Die Platte hat damit schon fast etwas pilosophisches und natürlich eine Tragik, wenn man die Todesumstände des Musikers bedenkt.
Und so gibt "Balloonerism" weitere Einblicke in den Kopf Mac Millers. Auch wenn man die Ethikfrage hinter posthumen Alben definitv stellen darf - zu viele Negativbeispiele existieren - zeigt sich im Fall Mac Miller sehr gut: Mac Millers Estate, also seine Mutter und sein Bruder, gehen unglaublich respekt- und liebevoll mit der Legacy einer Legende umgehen. So wurde das Album jetzt zum Beispiel, wie auch schon "Circles" vor fünf Jahren, zwei Tage vor dem Geburtstag von Mac Miller veröffentlicht.
War das jetzt wirklich das letzte Album von Mac Miller?
Ob es jetzt wirklich die letzte Veröffentlichung von Mac Miller war, wird sich zeigen. Theoretisch liegt wohl auf irgendeiner Festplatte noch ein Mixtape namens "Pink Slime", das zusammen mit Produzenten-Ikone Pharrell Williams enstanden ist. Im Gegensatz zu "Balloonersim" wollte Mac Miller aber wohl nicht, dass es released wird. Vielleicht ist es bei ihm jetzt auch langsam an der Zeit, keine Musik mehr herauszubringen. "Balloonersim" scheint ein würdiger Abschluss der Musik-Ikone zu sein.