Aze beim "Colours of Ostrava" | Interview, © Luca Celine Müller
Beyza (l) und Ezgi von Aze Luca Celine Müller
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Aze beim "Colours of Ostrava" | Interview

"Wenn’s Oasch bist, dann bin ich halt auch Oasch!"

25.07.2024 Mathilda Schiller

Es ist heiß, laut und staubig auf dem Gelände der stillgelegten Witkowitzer Eisenwerke, mitten in der östlichsten Großstadt Tschechiens, Ostrava. Zwischen gigantischen Hochöfen und verrosteten Rohren findet auf dem ehemaligen Industriegebiet das Colours of Ostrava statt. Ein Festival, das neben vielerlei tschechischen Acts auch internationale Popstars und Newcommer*innen auf den Plan ruft.

Vor einer saftigen Wiese, auf der kleinen REC.Stage ist die oberösterreichische Band Aze geladen. Mit einem Roxy Music Cover von „More Than This“ locken Ezgi Atas, Beyza Demirkalp und Drummer Moritz Kolmbauer das großteils tschechische Publikum aus der Reserve. Doch auch Aze Originale wie „Sneaky Link“ oder „Soduko“ bringen vorbeiziehende Besucher:innen dazu, neugierig stehenzubleiben.

Nach dem Konzert treffen die Gründerinnen Ezgi und Beyza FluxFM-Musikredakteurin Mathilda Schiller zum Interview. Ein einigermaßen ruhiges Plätzchen finden die drei auf einer alten Treppe, unter ihnen die Netzgitter aus Stahl. Obwohl Ezgi und Beyza bei Promo-Terminen zu zweit auftreten, trägt ihre neue EP den Titel „Aze the Band the Duo“. Sich festzulegen, würde der dynamischen Band-Konstellation nicht gerecht werden, so die beiden.

Interview Aze

The Band, the Duo

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Linien verwischen und Grenzen sprengen – diesen Zeitgeist verkörpern Aze. Auch ihre neue EP lässt sich musikalisch nur schwer einordnen. Zwischen gehauchten Vocals, catchy Drum-Lines und verträumten Synthies lautet das Motto: Bloß nicht zu viel Struktur! Beeinflusst wurde die EP von Pop-Alben der Zehnerjahre: Lady Gaga’s „The Fame“ und der 2012er Platte „Electra Heart“ von Marina, damals noch Marina and the Diamonds.

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Musikalische Einflüsse

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Ein Track auf der EP dreht sich um Ezgis Verhältnis zu ihrer Mutter – und darum, wie viele Parallelen diese zu Ezgis neuem Freund aufweist. „Mother, Did I Make You Proud?“ ist eine Single, die Ezgi noch vor wenigen Jahren nicht hätte schreiben können. Erst mit einer Menge Zeit und Abstand können sie und Beyza ihre Eltern als ganzheitliche und eigenständige Menschen anerkennen.

Interview Aze

Mother, Did I Make You Proud?

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Dass Ezgi und Beyza einander genauso nah sind, wie ihrer Kernfamilie, zeigt sich übrigens auch in ihren Dating-Angewohnheiten: „Ich würde sagen, Beyza war meine erste Unconditional Love, meine Eltern mal ausgenommen. Dementsprechend suche ich auch immer Partner mit Eigenschaften von Beyza und umgekehrt ist das auch so“ erzählt Ezgi schmunzelnd.

Die beiden lernen sich im Sandkasten kennen. Ihre Eltern freunden sich an – also müssen sie das auch. Seitdem sind Ezgi und Beyza untrennlich, machen zusammen das Abitur und leben bis vor kurzem in einer gemeinsamen WG. Als Long Time Friends haben sie schon viel miteinander erlebt, auch das Auseinanderschneiden mit anderen Freund*innen. Ihren ersten Song schreibt Ezgi aus Trauer über einen Friendship Breakup.

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Freund*innenschaft

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Seit nunmehr vier Jahren sind die beiden nicht nur Besties, sondern auch Kolleg*innen. Dass das zu neuen Herausforderungen führt, ist klar. Doch haben Aze einen pragmatischen Umgang miteinander gefunden, mit dem sie ziemlich gut fahren. Ezgi fasst das so zusammen: „Ich behandle dich so, wie du mich behandelst. Wenn’s Oasch bist, dann bin ich halt auch Oasch!“

Interview Aze

Zwischen Besties und Band-Members

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Beste Freundinnen, Austro-Popsternchen, türkisch/kurdische Migras, FLINTA, queer und cool: Es ist gar nicht so leicht, Aze zu beschreiben, ohne dabei in altbekannten stereotypisieren Schubladen zu landen. Seit ihrer Bandgründung sind Ezgi und Beyza immer wieder mit den gleichen langweiligen Klischees konfrontiert. Zum Glück haben sie mit ihrer EP die beste Antwort auf alle Einordnungsversuche gefunden: Aze, das ist mal ein Band, mal ein Duo – und immer ganz fabelhaft in dem, was sie tun.

Aze Interview

Stereotype

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Das Interview führte Mathilda Schiller.