The Cure - "Songs of a Lost World" | Album der Woche
Understatement kann er: Wohlwissend, dass die Musikpresse mit der Ankündigung eines neuen The Cure-Albums durchdrehen würde, wählt Frontmann Robert Smith einen bescheidenen Ort für die Bekanntgabe der Platte „Songs of a Lost World“. Ein schlichtes gerahmtes Poster im Sussexer Pub “The Railway“ deutet Mitte September auf das neue Album hin. 1978 spielen “The Cure” - damals noch “Easy Cure” - dort ihren ersten Gig.
Damals sind Robert Smith und seine Bandkollegen 19 Jahre alt. Bis heute ist der Punk von früher seine innere Instanz und Referenz für all seine Entscheidungen. Das Altern ist für Smith ein Verlust des Selbst, mit dem er auf “Songs of a Lost World” immer wieder hadert.
Inzwischen hat Robert Smith 65 Jahre auf dem Buckel. Mehrfach erlebt er in dieser Zeit herbe Verluste: Muss sich von Ex-Schlagzeuger Andy Anderson, seinen Eltern und seinem Bruder verabschieden. Die Platte wird zur Erinnerungskiste für alles Verlorene: Die Menschen, die Jugend und eine einst heile Welt.
Zwischen vier und fünf Minuten dauert ein durchschnittlicher “The Cure”- Song. Ausgedehnte Intros und lange Instrumentals sind für die Band nichts Ungewöhnliches. Doch in Zeiten knapp bemessener Popsongs sticht “Songs of a Lost World” besonders heraus. Allein die Einleitung des Eröffnungsstücks “Alone” dauert drei Minuten. Jene Entschleunigung wirkt wie ein Gradmesser für Robert Smiths überwältigende Melancholie.
Im Radio: 4.-10. November 2024
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