James Vincent McMorrow - "Wide Open, Horses" | Album der Woche
Eine Platte, die atmet und lebt.
Als „Studio Based Artist“ bezeichnet sich der irische Sänger James Vincent McMorrow. Denn live spielt er eigentlich nur Lieder, die er bereits aufgenommen und veröffentlicht hat. Für sein neues Album „Wide Open, Horses“ zäumt McMorrow das Pferd nun von hinten auf: Er gibt einem ausgewählten Publikum Kostproben unfertiger Songs - und entscheidet dann, mit welchen er ins Studio geht.
James Vincent McMorrow
Rezension I
An zwei Abenden spielt James Vincent McMorrow in der National Concert Hall in Dublin. Eine Dokumentation der Exklusivkonzerte gibt es nicht - Handys sind strikt verboten. Song für Song testet er die Reaktion des Publikums und weiß sofort, welches Lied es auf die neue Platte schafft.
Es seien die schönsten Shows seines Lebens gewesen, so McMorrow. Die Energie der Abende will er konservieren - das Album mit Leichtigkeit und Spontanität zu Ende bringen. „Fehler“ und „Imperfektionen“ behält er absichtlich bei. Für James Vincent McMorrow sind das vor allem emotional entblößende Texte. Denn: Vor lyrischer Offenbarung scheut er sich lange Zeit.
James Vincent McMorrow
Rezension II
Grund für die sprachliche Umorientierung ist McMorrows kleine Tochter Magrot. Sie beeinflusst sein Schaffen maßgeblich - und steuert Vocals zu dem Track “Give Up” bei.
Im Schreibprozess zieht sich James Vincent McMorrow immer wieder zurück - flüchtet in die irischen Weiten. Lyrisch bedient er sich schon immer an Sinnbildern aus der Natur, doch ihren Rhythmus bekommt er erst auf diesem Album so richtig zu greifen. „Wide Open, Horses“ ist eines der spannendsten Alben des Iren, auf dem sich Lyrics wie scharfe Stolpersteine und seichter Folk-Pop die Klinke in die Hand geben.
Im Radio: 17. bis 23. Juni 2024
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