Terra Incognita | Radio Arty
Christian Achenbach und Christopher Marquez im Interview zur Ausstellung in der Mazzoli Gallerie
Der Ausstellungstitel Terra Incognita – aus dem Lateinischen entlehnt und wörtlich mit "unbekannte Erde" zu übersetzen – verweist in seinem historischen Kontext des beginnenden 15. Jahrhunderts auf die geografischen Territorien, die zum Zeitpunkt ihrer Benennung einer vertieften Erforschung oder präzisen kartographischen Dokumentation noch nicht unterzogen worden waren. Diese terrae incognitaefungierten als Sehnsuchtsorte.
In Christian Achenbachs (*1978 in Siegen) neuem Werkzyklus zeigen sich derlei Sehnsuchtsorte. Sie sind wie Versprechen einer neuen Welt: fremdartig und unerschlossen. Während sich Achenbachs frühere Arbeiten durch eine deutliche Abkehr von einer zentralen Motivik auszeichnen – wobei geometrische Formen und Symbole ineinander verschmelzen und sich zu von Surrealismus und Kubismus geprägten Arrangements verdichten – offerieren seine abstrakten Landschaften Identifikationsräume, ohne dennoch ein unmittelbares Narrativ zu diktieren. Trotz des neuen Bildinhalts bleibt Achenbach seiner Bildsprache, seinem gestalterischem Wortschatz, treu. So experimentiert er kontinuierlich mit verschiedensten kunsthistorischen Strömungen des 20. Jahrhunderts, wie dem Expressionismus, Konstruktivismus, der Pop-Art und Op-Art. Wobei Achenbachs Hügellandschaften, mit ihren fernweltlich-klingenden Titeln wie Samora, Arenco oder Arlopaz, die frühe chinesische Landschaftsmalerei der Tang- und Song-Dynastie zitieren, die nicht nur die Darstellung äußerer Natur, sondern die Übertragung von Emotionen und spirituellen Dimensionen intendiert und so dem Betrachter einen Raum für Reflexion bietet.
Man findet sich in Terra Incognita diese auditive, rhythmische Qualität, die Achenbach Arbeit so eigen ist. Fraktalen Hügellandschaften offenbaren sich als klingende, extraterrestrische Welten, die sich in kontinuierlicher Formung zu befindlichen, ihre gegenwärtige Genesis zu durchlaufen scheinen. Selbst aus der Musik kommend, inszeniert Achenbach seine Malerei als visuellen und akustischen Zweiklang, der den Betrachtenden multisensuell anzusprechen vermag. Eine Symbiose von Bild und Ton: „Ich versuche meine Bilder zum Klingen zu bringen. Es ist etwas Intuitives. Ich höre die Farben.“
Im Radio: 17.12.2023, 16 Uhr
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