Frisch gepresst - mit Mitski, K.Flay und Artur & Vanessa
Mitski - The Land Is Inhospitable And So Are We
Rezension Mitski
Mitski hatte es schon bei Erscheinen der Vorgänger-Platte angekündigt: das nächste Projekt wird in eine ganz neue Richtung gehen. Auf Laurel Hell und der Platte davor, Be The Cowboy, erforscht sie synth-lastige 80er-Sounds. Jetzt knöpft sie sich US-amerikanische Folk-Traditionen vor.
Dabei ist der neue Sound nur schwer in Worte zu fassen. Joni Mitchell blitzt hier und da auf, das ländliche Amerika, Country, aber auch Ennio Morricone. Sowieso klingt The Land Is Inhospitable And So Are We an vielen Stellen cineastisch, dafür sorgt ein Orchester, das von Mitski dosiert und sehr feinfühlig eingesetzt wird.
Zum Orchester gesellt sich auch noch ein Chor - klingt nach dick auftragen, ist aber das Gegenteil. Mitski legt ein minimalistisches Album vor, dessen Schönheit im Detail liegt. Und das von der Liebe und vom Verlust erzählt.
Mit The Land Is Inhospitable And So Are We zementiert Mitski ihren Status als eine der wandelbarsten Songwriterinnen unserer Zeit. Und zeigt, wie man in gerade mal 32 Minuten ein epochal anmutendes Album abliefern kann.
(Autor: Micha Gehrig)
K.Flay - Mono
Rezension K.Flay
K.Flay sind schon viele krasse Sachen passiert - aber das, womit sie seit Anfang 2022 zu kämpfen hat, toppt definitiv alles. Von jetzt auf gleich verliert sie die Fähigkeit, auf dem rechten Ohr zu hören. Die Hälfte der akustischen Welt um sie herum: einfach weg. Der Opener zum neuen Album Mono führt in diese Leidensgeschichte ein.
Aber statt zu resignieren, versucht sie zu adaptieren. Sie muss gewissermaßen laufen wieder neu lernen, deshalb fühlt sich dieser Release wie ein zweites erstes Album an, sagt sie. Dass Mono so schnell zustande kommt, liegt auch an diesen Umständen.
K.Flay ist bekannt dafür stilistisch in vielen Genres zu wildern. Auf Mono wird gerappt, es wird gerockt, aber auch ganz viel gefühlt.
Es ist die Hintergrundgeschichte, die dieses Album zu etwas ganz besonderem macht. Ein bisschen deep dive lohnt sich, um Mono aufzusaugen und zu verstehen. Nimmt man die Hard Facts dahinter weg, sind da trotz allem wichtige Songs, deren stilistische Diversität einen staunen lassen.
(Autor: Daniel Meinel)
Artur & Vanessa - Artur & Vanessa
Rezension Artur & Vanessa
"Lass uns ein Buch schreiben!" ist neben: "Lass uns eine Bar aufmachen", wahrscheinlich der meistgesagte Satz, der nie in die Tat umgesetzt wird. Francesco Wilking und Moritz Krämer wollten tatsächlich ein Buch schreiben. Doch die beiden merken schnell, dass sie aus den ersten Ideen lieber eine spitzen Konzeptplatte basteln wollen. Gesagt, getan. Der Titel für Album- und Bandname: Artur & Vanessa.
Die Geschichte befasst sich mit Artur, einem privilegierten Rich Kid. Sein Fernweh wird so groß, dass er von Zuhause abhaut. Das führt ihn zu Vanessa. Sie verlieben sich ineinander. Zusammen bauen sie einen Freizeitpark. Eine Liebesgeschichte, die ins Toxische abrutscht.
Die Texte stehen, es fehlt nur noch die Musik. Dafür trommeln Moritz und Francesco geballte Indie-Power zusammen - unter anderem CATT oder Malte Huck von AnnenMayKantereit. Insgesamt acht Musiker:innen kreieren einen kunterbunten Mix aus E-Gitarre, Bass, Streichern, Blech- und Holzblasinstrumenten.
Es ist einfach, sich Artur & Vanessa als Musical-Nummer vorzustellen. Dafür sorgen bühnenreife Gesangsharmonien und verspielte Klangtupfer wie Vogelgezwitscher und Sägegeräusche. Ein Album mit Potential für weitere Adaptionen. Vielleicht ja ein Roman?
(Autor: Jonathan Lüders)
Tirzah - Trip9love…???
(Autorin: Mathilda Schiller)
"Frisch gepresst"-Historie: